Modellversuch

Kulturelle Bildung ist für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen unverzichtbar und verbessert die Bedingungen für eine gelingende Bildungsbiografie. Kreative und ästhetische Arbeits- und Auseinandersetzungsprozesse erweitern Ausdrucks- und Verständigungsmöglichkeiten, ermöglichen gesellschaftliche Teilhabe und fördern die Integration in die Gemeinschaft.

Nicht alle Heranwachsenden haben gleichermaßen Zugang zu kulturellen Angeboten. So bedarf es spezifischer Angebote, um die Chance zu erhalten, Kultur in vielfältiger Weise als zentralen Bestandteil des Lebens zu erfahren. Kultureller Lebens- und Erfahrungsräume für Kinder und Jugendliche durch die Erzieherinnen und Erzieher zu eröffnen schließt sozio- und interkulturelle Aspekte mit ein, um gesellschaftliche Teilhabe und Integration auf allen Ebenen zu unterstützen.

THEATERAUSBRUCH hat in Zusammenarbeit mit der KULTURKURBEL und der LAG Arbeit Bildung und Kultur in NRW e.V. als Pilotprojekt einen Modellversuch an einem Berufskolleg in der Städteregion Aachen im Rahmen der Ausbildung zur/zum "Staatlich anerkannten Erzieher/in" entwickelt. In einer Profilklasse mit dem Schwerpunkt Kulturpädagogik wurde den Auszubildenden die optionale Möglichkeit zur zusätzlichen Zertifizierung "Kulturelle Bildung" geboten. In dieser Profilklasse Kulturpädagogik erfuhren und erproben die Studierenden, wie sie Kinder und Jugendliche an Kultur teilhaben lassen können. So wurden innerhalb der Erzieherausbildung Aspekte der kulturellen Bildung systematisch durch ergänzende außerschulische Angebote vertieft und bereichert und professionell begleitet.

Kulturelle Bildung stellt so einen zentralen Baustein in der Ausbildung zur Erzieherin/ zum Erzieher dar, durch den in besonderer Weise künstlerisch-kreative Kompetenzen erweitert werden. Dies soll die Studierenden gezielt befähigen, die ästhetische Bildung von Kindern und Jugendliche zu vertiefen und ihnen eine kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Kulturelles Lernen trägt zur emotionalen und sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei, stärkt individuelle und gesellschaftliche Kompetenzen und schafft wichtige Grundlagen ihrer Zukunftsfähigkeit

 

 Hier finden Sie eine Fernsehbeitrag, der im Rahmen unseres Pilotprojektes entstanden ist:

Interessierte Schulen bzw. Berufskollegs können sich für weitere Informationen gerne an uns wenden und sich beraten lassen.

 

Quelle: Stolberger Zeitung/ Stolberger Nachrichten 

Pädagogik und Kultur im Berufskolleg 

Profilklasse soll angehende Erziehende zu Multiplikatoren für Theater und Co. machen.

Das Ziel: Kinder an Kultur teilhaben lassen.

Von Dirk Müller 

STOLBERG Das Stück des Figurentheaters „Fithe“ kommt bestens beim Publikum an, obwohl gar keine Kinder im Publikum sind. Das Kinderhaus Bergstraße konnte wegen der pandemischen Situation der Einladung nicht folgen, doch gebannte Zuschauer gibt es trotzdem. Es sind Studierende des Berufskollegs Stolberg/Simmerath. Nach der Aufführung

des Stücks „Löwe und Maus“ vermitteln Heinrich Heimlich und Olga Blank vom Figurentheater „Fithe“ die theoretischen Hintergründe der praktischen Inszenierung. 

Sie geben Erklärungen, und die Studierenden stellen Fragen, zwischendurch wird immer wieder auch gelacht, und die Aufmerksamkeit und das Interesse sind spürbar groß. Mögliche Reaktionen der Kinder, an die sich das Stück normalerweise richtet, stehen im Fokus. Die Theater-Macher beschreiben, wie mit interaktiven Elementen wie Sprache und Bewegungen der Kinder die Konzentration über einen längeren Zeitraum unterhaltsam gefördert wird. „Im Rahmen der Ausbildung zu staatlich anerkannten Erziehern und Erzieherinnen haben wir eine neue Profilklasse mit dem Schwerpunkt Kulturpädagogik eingeführt“, beschreibt Ingrid Wagner, Leiterin des Berufskollegs Stolberg. 

„Für ihre erworbenen Kompetenzen können die Studierenden ein zusätzliches Zertifikat Kulturpädagogik erwerben, das sie in besonderer Weise qualifiziert.“ Brigitte Köhr, Koordinatorin des Berufskollegs

In der neuen Profilklasse Kulturpädagogik würden die Studierenden erfahren und erproben, wie sie Kinder und Jugendliche an Kultur teilhaben lassen können. „So werden innerhalb der Erzieherausbildung Aspekte der kulturellen Bildung systematisch vermittelt und vertieft. Für ihre erworbenen Kompetenzen können die Studierenden ein zusätzliches Zertifikat Kulturpädagogik erwerben, das sie in besonderer Weise qualifiziert“, erklärt Brigitte Köhr, Koordinatorin der Fachschule für Sozialpädagogik. Eine wichtige Rolle spiele dabei der außerschulische Partner, Regisseur Martin Goltsch von „Theaterausbruch“ Aachen. 

„Den Studierenden der Profilklasse bieten wir zusätzlich zum schulischen Unterricht Workshops und Veranstaltungen mit externen Kulturpartnern in Bereichen wie bildende Kunst, Musik und 

Tanz, Fotografie, Film und Theater an“, erläutert Goltsch. Dadurch würden den Studierenden vielfältige Erfahrungen an verschiedenen Lernorten der kulturellen Bildung ermöglicht. „Sie erleben durch eigene aktive Betätigung Kreativität und Kultur und gehen anschließend mit vielen Ideen und Anregungen in die Praxis“, sagt Martin Goltsch. 

Netzwerk von Kulturschaffenden

„Ziel ist es, dass die Erzieherinnen und Erzieher im Beruf als Multiplikatoren agieren. Sie können selbst kulturell tätig werden und auch auf ein Netzwerk von Kulturschaffenden zurückgreifen, das sie in der Profilklasse kennengelernt haben. Wir sind sehr froh, dass das Bildungsbüro der Städteregion Aachen dies unterstützt“, führt Brigitte Köhr aus.

Kulturelle Elemente verstehe das Berufskolleg weniger als unterhaltsame Abwechslung, sondern vielmehr als integralen Bestandteil der pädagogischen Arbeit, betont Ingrid Wagner: „Mit kulturpädagogischen Ansätzen kann man mit Kindern kommunizieren, man kann ihnen Inhalte, Emotionen und Verhaltensweisen vermitteln, sie sich selbst ausleben und ausdrücken lassen und ihre Aufmerksamkeit fördern.“ 

Kultur habe in der Pädagogik erhebliche Mehrwerte. „Zudem kann eine frühe Bindung zu kulturellen Angeboten entstehen, was sehr gut ist, denn auch im Erwachsenenleben steht Kultur für Lebensqualität und Identität.“ 

Die neue Profilklasse mit 23 Teilnehmern wird im Berufskolleg sehr gut angenommen, wie Studierende bekräftigen: „Ich bin selbst 

kulturell interessiert, und es ist mir wichtig, auch Kindern Kultur näherzubringen. Daher habe ich mich für die Profilklasse entschieden“, sagt zum Beispiel Daniela Asholt. Chiara Borelli ist Musikfan und singt gerne. „Deswegen habe ich mir angeschaut, was die Profilklasse Kulturpädagogik überhaupt genau ist. Heute weiß ich, es ist absolut das Richtige für mich“, meint Borelli.

Sarah Gerber hat schon im Schulorchester Querflöte gespielt und erklärt: „Es ist das Kreative, was mich selbst an Kultur fasziniert. Und Kinder können durch Kultur in ihrer geistigen wie emotionalen Entwicklung enorm viel gewinnen.“